Das erste Interview dieser Serie mit Thrive-Gründerin Nora Dejaco findest du hier.
Wir trafen die Extrembergsteigerin Tamara Lunger, die sich durch beeindruckende Gipfelerfolge, wie die Besteigung des K2 und des Manaslu, einen Namen gemacht hat, auf dem Thrive Festival in Bruneck. Tamara, bekannt für ihre unerschütterliche Willenskraft und die Fähigkeit, den härtesten Bedingungen der Natur zu trotzen, inspiriert uns mit ihrer Geschichte. In einem tiefgehenden Gespräch öffnete sie sich über ihre Perspektive auf Motivation, ihren persönlichen Weg zur Selbstakzeptanz und die essentielle Bedeutung, auf die eigene Intuition zu hören.
Tamara, was bedeutet Motivation für dich?
Tamara Lunger: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich denke, um sich wirklich zu motivieren, muss man eine gewisse Begeisterungsfähigkeit in sich haben. Wenn ich mich beispielsweise überhaupt nicht fürs Kochen begeistern kann, würde es auch keinen Sinn ergeben, mich zum Koch ausbilden zu lassen. Es beginnt damit, seine eigenen Interessen und Vorlieben gut zu kennen, denn sie bilden die Basis für die Grundmotivation. Ich kann diese Motivation aber noch weiterentwickeln, indem ich mir klare, konkrete Ziele setze und mich in meine Leidenschaft vertiefe. Dieser Prozess ermöglicht es mir, über meine Grundmotivation hinauszuwachsen und mich inspirieren zu lassen.
Motivation heißt ja auch hinfallen, aufstehen, weitermachen. Wie siehst du das?
Tamara: Ich habe früher genauso gedacht. Aber inzwischen denke ich, dass man nicht immer alles unbedingt zu Ende bringen muss. Es kann auch passieren, dass dich dein Weg an einen bestimmten Punkt in deinem Leben führt, an dem du etwas völlig Neues und Unerwartetes entdeckst.
Wie wichtig ist dir ein Event für Female Empowerment heutzutage?
Tamara: Das Thrive Festival ist unglaublich wertvoll und spielt eine entscheidende Rolle für mich. In meinem früheren, vorwiegend männlich geprägten Umfeld gab es Momente, in denen ich mich zu sehr anpassen musste. Mein Perspektivenwechsel begann 2011 auf einer Frauenexpedition, wo ich die Stärke und den Wert weiblicher Gemeinschaft erkannte. Diese Erfahrung half mir, meine Weiblichkeit anzunehmen und schätzen zu lernen, nachdem ich zuvor Schwierigkeiten hatte, mit anderen Frauen in Kontakt zu treten. Heute schätze ich tiefgründige Gespräche mit Frauen, die auf meiner Wellenlänge sind, als wertvolle Bereicherung meines Lebens. Unter Frauen fühlt man sich einfach anders.